biografie
biopop. a.k.a. Urs Lehmann (1966-2017) war ein Künstler, Performer und Illustrator. In der Schweizer Kunstszene aktiv, besonders in Offspaces, in besetzten Häusern und an den legendären Dadafestivals. Seine Formate: Installationen, hypernaturalistische Zeichnungen und digitale Malerei, performative Lesungen, Kunstvideos und vieles mehr. Gut und gerne arbeitete er auch im Team sowie als Konzepter und Illustrator bei Werbeagenturen und für Kulturinitiativen.
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Urs Lehmann war nicht nur ein aussergewöhnlicher Zeichner und Performer sondern auch ein begnadeter Schreiber. Er erzählte Geschichten, baute Gedankenwelten auf, die von einer grossen Fantasie zeugen. Seine Texte sprudeln von Wortwitz und manchmal setzt er auf Verfremdungen oder kreiert gar eigene Wortschöpfungen. Sie sind manchmal kindlich, manchmal von grosser literarischen Qualität, wobei das kein Gegensatz sein muss. Seine Geschichten handeln von der Evolution, von der menschlichen Biologie und der Genetik. Sie führen einen in eine für viele unbekannte Welt, in eine Welt, die von Atomen bis in die Weiten des Universums reicht. In seiner fundierten Auseinandersetzung mit der Materie – sie ist unabdingbar, weil hochkomplex – kommt er zu Erkenntnissen, die auch eine subtile Systemkritik zur Folge haben und so seine gesellschaftskritische Haltung bestärken.
Matthias Gallati, Frühling 2022
Urs Lehmanns vielseitiges künstlerisches Talent brachte auch Texte hervor, die vor allem eines deutlich zum Ausdruck bringen: seine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Leben in seinem ganzen Facettenreichtum. Der grossen Faszination für die Themen der biologischen Evolution und die fantastische Diversität ihrer Geschöpfe folgend, lässt er sein Ideenuniversum sprichwörtlich vom kleinsten Partikel aus der Ursuppe in galaktische Weiten sowie eine fast schon beklemmend greifbare visionäre Zukunft expandieren. Er tut dies mit überschäumender Experimentierlust und durchaus wissenschaftlich bewandert. Es ist eine sprühende literarische Hinterlassenschaft, die ein eindrückliches Sammelsurium an entsprechend vielfältigen Geschichten und Texten umfasst. Sie sind witzig, lebendig, frech, schräg und verspielt – aber auch ernst, tiefsinnig, aufwühlend, metaphorisch und berührend. Tatsächlich offenbaren sich hinter der vordergründigen Freude am Erzählen und Austoben bei interessierter Betrachtung ein kritischer Geist und eine intensive Gedankenwelt, welche die grosse Sensibilität, Wachheit und Neugier erahnen lassen, mit der Urs Lehmann der realen Welt als Mensch und Künstler begegnete und seine eigene Existenz zu verorten suchte.
Alexandra Baur, Herbst 2021
1962 | geburt in zürich. |
1982 | vorkurs zürcher hochschule der künste zhdk. |
1985 | grafikerlehre. eidg. dipl. grafikdesigner. |
1989 | fachklasse für freie kunst. hochschule luzern. eidg. dipl. freier künstler. |
1992 | ionenflug. performance und installation, viper 92. blick in die zukunft. ausstellung in der kunsthalle luzern. |
1994 | m.u.s.e.u.m. ausstellung im kunstmuseum luzern mit der gruppe united swiss artists usa. |
1996 | eat me! + eat me! delicatesse. ausstellung im messagesalon, zürich. |
1998 | visuelles konzept blauer saal. programme und flyer für die kühlschiffbar. |
1998 | synapsin+forte. stand am bazar-bizar, blauer saal, zürich. das morphogenetische bauhaus, projekteingabe an der mittmachkampagne der expo. |
1999 | raumschiff. performative textlesungen, theater am hechtplatz, zürich. |
2001 | borneo. zweimonatige studienreise in eines der ältesten museen der biologischen diversität. |
2003 | paradise now l. wandzeichnung im museum platte, künstlerhaus plattenstrasse 32, zürich. fuge. austellung, lesung, podiumsdisskussion, flyerkonzept. |
2004 | paradise now ll. wandzeichnung über drei stockwerke in der gallerie binz 39, zürich. eizilop. installation unkraut.biopop. cart kunst 04, zürich. |
2005 | der hauch des seins. kunstmagazin mit arbeiten von sarah kreuter und urs lehmann. unkraut.biopop. das dezentraldogma. eizilop. epizoli. 4. interlokale dadafestwochen. installationen und tuschzeichnung. das ende des filial-individualismus. tuschzeichnung. werk- und atelierstipendien der stadt zürich, helmhaus. neokambrium. lesung biopop. lichtspiel mirzlekid. wetterleuchten im hotel maderanertal, uri. |
2006 | das dezentraldogma, das ende des filialindividualismus, das autogenetische manifest. sermon synapsalfluss. installation. eidgenössischer wettbewerb für kunst, basel. neuronales assoziationsnetz. zeichnung. neododo. lesung. proces artia, prag. |
2007 | dispersion. videoclip. unkraut.biopop. agent-provocateur. preis public eye film award, davos. esperando al toro. ausstellung unkraut.biopop. messagesalon downtown, zürich. das autogenetische manifest. ausstellung homo bellicus, berlin. triumph der reziprozität. deckengemälde. vorwerk albulastrasse, zürich. neuronalkanal. synapsalfluss. lesung. helsinki-klub, zürich. hortus socialis. der soziale garten. unkraut.biopop. ausstellung res publica, stadthaus zürich. |
2008 | angst2. videoclip unkraut.biopop. agent-provocateur. museum natur. unkraut.biopop. stipendium kulturzentrum nairs, art cultura engiadina, scuol. |
2009 | minimahl. performance und installation. unkraut.biopop. marks blond project, bern. homo sapiens. installation unkraut.biopop. d.i.v.o institute, kolin, tschechien. |
2010 | compost de vie. ausstellung unkraut.biopop. ferme asile sion. |
2012 | teilnahme ausstellung grösser als zürich. helmhaus zürich. |
2016 | zigarettenpause. videoperformance, sion. |
2017 | orch-idee. tapetengestaltung, privathaus zürich. |
2017 | verstorben in zürich. |